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Jahreskonzert 2018 erfolgreich gemeistert

Edingen-Neckarhausen. Als Georg Friedrich Händel im Auftrag des englischen Königs George lI seine "Feuerwerksmusik" komponierte, überschrieb er den fünften Satz mit "La réjouissance", zu Deutsch "das Freudenfest". Ein passender Begriff für die zwei Stunden, die die Musikvereinigung 1923 Neckarhausen (MVN) seinem Publikum beim Jahreskonzert in der Eduard-Schläfer-Halle schenkte.

Unter der Leitung von Csaba Asbóth präsentierte das 70-köpfige Orchester aus Musikern im Alter von zehn bis 80 Jahren ein breit gestreutes Programm an Melodien, die großen Spaß machten. "Musik verbindet, das ist das Motto unseres Programms", sagte Vereinsvorsitzender Werner Sirnon eingangs in seiner kurzen Begrüßungsansprache. Musik sei mehr als ein schöner Zeitvertreib, sie sei Balsam für die Seele, fördere das Denken und produziere Glückshormone: "Vor allem dann, wenn es gut gelaufen ist", meinte Sirnon und lächelte.

So gesehen gingen am Ende des lauen Frühlingsabends vollkommen glückliche Zuhörer nach Hause. Denn was das Amateurorchester unter der Leitung seines professionellen Dirigenten leistete, war mehr als beachtlich, sauber und präzise intonierten die Musiker und formten dabei einen harmonischen Klangkörper, der durch den gesamten Abend trug. Neu war diesmal, dass "Windstärke 08", das Jugendblasorchester der MVN, bis zum Schluss gemeinsam mit dem Hauptorchester musizierte. Fraglos eine gute Entscheidung.

Das Programm wies eine stilistisch erstaunliche Vielfalt auf: Neben der so klassischen wie festlichen Feuerwerksmusik, die bei ihrer Aufführung 1749 das einzig Würdige an einem ansonsten chaotisehen Abend war, ertönten Bigbandsounds, Rock, Pop, Musicalmelodien und Folklore. Zwischendurch sorgten Asbóths humorvolle und informative Ansagen dafür, dass mit jedem neuen Titel auch seine Entstehungsgeschichte in den Fokus rückte. "Wir haben fleißig geübt, um uns in Bestform präsentieren zu können", sagte der Dirigent.

Ein Einsatz, der sich fraglos ausgezahlt hatte. Mit "Disco Lives!" präsentierte das Orchester nach Meister Händel drei schwungvolle Titel vom Dancefloor der 70er und 80er Jahre, "Stayin' alive" von den Bee Gees, "I will survive" von Gloria Gaynor und die Hymne "YMCA" von den "Village People". Eine Darbietung mit hohem Mitsumm- und Fußwipp- Potenzial. Hinter der letzten Stuhlreihe in der nahezu ausverkauften Halle tanzte das erste mutige Pärchen. Zum Mitsingen schön und durchaus rasant kam "Take on me" der norwegischen Gruppe "a-ha" daher, ein Stück, das seine Popularität nach zwei vorausgegangenen Flops 1985 erst erreichte, als Steve Barron ein Musikvideo dazu drehen ließ, in dem Sänger Morten Harket endlich zeigen durfte, wie unverschämt gut er aussieht. Ab da ging der Song durch die Decke. Weiter ging es mit dem unvergessenen Freddy Mercury von Queen und seiner verrückten Komposition "Bohemian Rhapsody".

Die MVN spielte das Sechs-MinutenStück zwar etwas kürzer, "aber wir haben dafür viel mehr Musiker", so Asbóth. Mit einem packenden ABBA-Medley von der erst nach der Trennung der Schweden veröffentlichten, jedoch erfolgreichsten Platte "ABBA Gold" ging es in die mit Häppchen und Schriesecco bewirtete Pause.

"Das ist wirklich eine große Bandbreite, was da heute gespielt wird", lobte Bürgermeister Simon Michler. "Es ist unser Dirigent, der uns mitreißt", sagte MVN-Jugendleiterin Renate Untucht. Das war auch im zweiten Teil spürbar: Ehrenmitglied Lieselette Schweikert hatte dem Orchester die Noten für "Dem Land Tirol die Treue" gestiftet - ein schöner Marsch aus den 50er Jahren, bei dem die männlichen Musiker, wiederum eine Premiere, mitsangen. Mit der effektvollen Polka "Pustazauber" und dem "abgefahrenen" Stück "Soferska" über einen Chauffeur, der sein Auto hörbar, mit Volldampf einparken will, ging die musikalische Reise weiter.

Eine große Herausforderung war dann "Birdland", die schwer zu spielende Hommage an den New Yorker Jazzclub von Josef Zawinul. Sie wurde bemerkenswert gemeistert. Nach "Highlights von La La Land" und dem genialen "Santana"- Medley, unter anderem mit dem fantastischen "Smooth", war es noch nicht vorbei.

Ohne zwei Zugaben, "Eye of the Tiger" und "Smoke on the water" durfte die MVN nicht gehen. Da stand das Publikum schon lange, klatschte sich die Hände wund und rief sich mit "Bravo"-Rufen die Stimme heiser.

RNZ-Artikel vom 25. April 2018, Redakteurin: Nicoline Pilz, Foto Zeitungsartikel: Nicoline Pilz

Fotos: Peter Noglik